Hallo liebe Radlerfreunde, warum denn in die Ferne schweifen? Nachdem die
Wiedervereinigung nun auch schon eine Weile zurückliegt und wie ich feststellen
konnte, die Städte der nicht mehr so neuen Bundesländer wunderschön saniert
sind, war es Zeit für eine Reise nach Thüringen.
Die diesjährige Sommertour dauerte 14. Tage und fand Ende August/Anfang
September statt. Die Gesamtstrecke belief sich auf rund 690 km.
Das Wetter war praktisch durchgehend schön und sonnig, sodass ich das nicht mehr
weiter erwähne. Da es sich weitgehend um eine Flußtälertour handelte, habe ich
in diesem Bericht in der Regel keine Höhenmeter hinter den Ortsnamen angefügt.
2017 habe ich die Tour mit Komoot, einem
Navigationssystem für Wanderer und Fahrradfahrer, welches ich seit 2015
einsetze, nachgeplant und so kann man sich die erste Teilstrecke
Baunatal-Weimar
sowie die zweite Teilstrecke
Gerstungen-Nürnberg
durch Anklicken ansehen. Die gefahrenen Kilometer weichen von den Plankilometern
ab, da ich die Strecke nachträglich erstellt habe. Auf der Komootkarte wird die
Werraquelle bei Siegmundsburg übrigens fälschlicher Weise als Saarquelle
bezeichnet.
Wer Interesse an meinen anderen, ins Netz gestellten Touren hat, einfach
Meine
Radtouren anklicken
1.
Tag: Baunatal - Hannoversch Münden - Allensdorf 93 km
Baunatal
muss man nicht kennen, es sei denn man arbeitet bei VW, jedenfalls liegt es in
der Nähe von Kassel und es war der Startpunkt meiner Reise, nachdem ich
dort Verwandte besucht hatte. Von dort ging es nach Überquerung der
Bundesautobahn 7 nach Guntershausen hinunter zur Fulda.
Nun folgt man dem
Radweg entlang der Fulda nach Kassel und weiter nach Hannoversch
Münden, dem Zusammenfluss von Fulda und Werra, wo bekanntlich beide Flüsse
ihren Namen lassen müssen und von da ab Weser heißen. Genaugenommen stimmt das
übrigens nicht. Die Weser hieß nämlich früher mal "Wesera". Dies war nur eine
andere Schreibart von "Werra". Genaugenommen mündet also die Fulda in die Werra
und das macht auch mehr Sinn. Die Strecke ist schon in
diesem Abschnitt land-schaftlich sehr reizvoll, da die Fulda viele Biegungen
macht und sich durch leicht gebirgige Landschaft schneidet. Ein Abstecher nach
Kassel war entbehrlich, da ich die Stadt von früheren Besuche kenne und die
Stadt,
der Royal Airforce sei Dank, städtebaulich nicht allzuviel zu bieten
hat. Hannoversch Münden hingegen ist einer der ersten Höhepunkte auf der Tour.
Fachwerk, Fachwerk, Fachwerk....
Der berühmte "Doktor" Eisenbarth, starb in Hannoversch Münden.
Weiter ging es nun werraaufwärts bis Bad Soden-Allendorf.
Weserstein Hann. Münden
Hannoversch Münden
Interessant an diesem Teil
des Werratals ist die Tatsache, dass man ständig die Ländergrenzen
Hessen/Thüringen und damit auch die ehemalige Grenze zur DDR mit ihren praktisch
nicht mehr sichtbaren Grenzsicherungsanlagen, Todesstreifen usw. quert. Hin und
wieder sieht man am Boden noch Reste des ehemaligen Kolonnenwegs oder ein
Waldgebiet sieht verdächtigt uniform aus, d.h. es handelt sich um das bepflanzte
ehemalige Grenzgebiet.
Hann. Münden Apotheke ehem. Kolonnenstreifen DDR-Grenze Sockel Wachtturm DDR-Grenze
Am Abend kam ich dann in
einer schönen Fachwerkstadt, in Allendorf an, suchte mir ein schönes
Hotel und beendete meinen Reisetag mit einem leckeren Abendessen unter
freiem Himmel am Ratskeller.
2. Tag:
Allendorf-Eisenach 100 km
Das
Werratal schlängelt ständig idyllisch hin und her. Hin und wieder sieht
man eine Burg oder durchfährt schöne Städte wie Eschwege oder
Treffurt mit Burg.
In Hörschel, der Einmündung der Hörsel in die Werra, kam mir dann ziemlich spontan die Idee, dass ich eigentlich
viel zu schnell am Ziel, der Werraquelle oben im Thüringer Wald sein würde.
Was lag also näher, als Richtung Eisenach abzubiegen und dann auf dem Radweg der
Thüringer Städtekette bis Weimar zu radeln?
Gesagt getan und so kam ich am frühen Abend in Eisenach an. Die Stadt hatte ich mir mal kurz nach der Wiedervereinigung angesehen.
Damals konnte man ver-fallene Häuser sehen, die notdürftig mit Holzbalken abgestützt
waren. Außerdem überall das typische "DDR-Grau". Nunmehr war die Stadt weitgehend schmuck restauriert, wobei in einer
Parallelstraße zur Hauptfußgängerzone schon wieder ein ganz anderes Bild zu sehen
war. Abends ging es übrigens ins Kino.
"Inglorius Bestards" mit dem
absolut irre guten Christoph Waltz als SS-Offizier
Landau.
Werratal mit Burg Fürstenstein
Allendorf Rathaus
4.
Tag: Eisenach-Gotha-Erfurt 75 km
Am
nächsten Morgen kraxelte ich mit dem Fahrrad hoch zur Wartburg. Eigentlich
wollte ich mit dem Bus fahren, hatte diesen aber irgendwie verpasst. Nett war,
dass mir dann ein japanische Reisegruppe vor dem Haupttor zu meinem Bergaufstieg
applaudierte.
Die
Wartburg ist in Thüringen ebenso Pflichtprogramm wie Neu-schwanstein in
Bayern, wobei die Wartburg als echte Burg historisch gesehen bedeutend interessanter ist,
sprich Sängerwettstreit (gab´s gar nicht!), Martin Luther, Bibelübersetzung und
so.
Nach der Besichtigung der Burg ging es dann flott den Burgberg runter, zurück
zum Hotel, Gepäck aufgeladen und los zur nächsten Etappe, nämlich über Gotha
nach Erfurt.
Auch Gotha ist inzwischen schön renoviert und sehenswert.
Ich machte dort
allerdings nur eine Kaffeepause, besichtigte das Schloss Friedenstein von außen und radelte
weiter nach Erfurt.
Die Hauptstadt Thüringens ist einfach nur beeindruckend. Dort brummt der Bär,
keine Spur mehr von DDR-Tristesse und Touristen en masse.
Eisenach Rathaus Wartburg
Weimar ist, wie sich später herausstellte, auch sehr schön, aber Erfurt ist
vielleicht die Stadt in den "neuen" Bundeländern, in der ich gerne leben würde.
Die Richter am Bundesarbeitsgericht, welches im Zuge der Wiedervereinigung von
Kassel nach Erfurt wanderte, sind um ihren Dienstsitz echt zu beneiden. Ich quartierte mich
denn auch für zwei Nächte ein und besichtigte die Stadt ausgiebig. Äußerst
sehenswert ist die neue Mühle mitten in der Stadt, die noch voll funktionsfähig
ist. Nicht zu vergessen auch, daß man in den Lokalen der Stadt ausgezeichnet
essen kann. Das war auch so eine Fahrradtour, von der ich als "Souvenir" ein bis
zwei Kilo zusätzlich mit nach Hause brachte.
Erfurt Dom und Severikirche
Erfurt Festung Petersberg Erfurt neue Mühle
6.
Tag: Erfurt-Weimar 28 km
Die Etappe
nach Weimar war relativ
kurz und so konnte ich mir schon am frühen Nachmittag in Weimar ein Hotel
suchen. Der Radweg führte teilweise aber auch über so üble Feldwege, dass mir
eine Speiche am Hinterrad brach. Im
Hotel waren dann zwei Zimmer zu buchen, da mein Freund Günther
am Abend mit dem Zug nachkam und mich ein Stück auf der Tour begleitete.
Nach dem Einchecken im Hotel war dann das "Weimarer Kontrastpro-gramm" angesagt.
Weimar ist ja nicht nur die Stadt
Goethes und Schillers, sondern eben auch Buchenwald. Interessant übrigens, dass
die damaligen Kommunalpolitiker Wert darauf legten, dass das Konzentrationslager
auf dem Ettersberg nicht den Namen Weimars oder einer anderen in der Nähe
gelegenen, örtlichen Gemeinde bekam. Soviel zum Thema, dass man von nichts
wusste! Um die Stromlieferverträge für das Lager gab es dann aber wieder einen
regen Bieterwettbewerb. All dies und viel mehr kann man erfahren, wenn man das
Museum in der ehemaligen Effektenkammer des
KZ Buchenwald Haupteingang
KZ Buchenwald Zaun
Lagers besichtigt. Interessant auch, dass
ich im Bus zum Lager einen ehemaligen Zivi traf, der in einem kirchlichen Altersheim einen alten Herrn betreut hatte, der einer
der ehemaligen Schlächter des Lagers war und bis zum Tode überzeugt war. Kurz
und gut: Man muss als Deutscher sicher nicht ständig mit gesenktem Kopf und Asche auf dem
Haupt herumlaufen, aber so eine Geschichtsstunde in Buchenwald sollte man sich
als politisch interessierter Mensch schon antun.
Allein die Atmosphäre im Zellenblock des Eingangsgebäudes ist schon sehr
beeindruckend bzw. beklemmend. Man friert förmlich. Immerhin gibt es seit dem Ende der DDR auch ein
Museum zum Verwendungszweck des Lagers unter sowjetischer Oberhoheit, welches
früher natürlich nicht zum offiziellen Geschichtsbild der DDR passte. So, das
war nun alles etwas "untouristisch", ließ sich an dieser Stelle aber nicht
vermeiden.
Weimar
selbst ist ebenfalls voller Sehenswürdigkeiten. Goethe- und Schillerhaus,
Schloss, der Park usw. usw. Nachfolgend nur einige von vielen Bildern:
Weimar Nationaltheater Weimar Rathaus Weimar Park
Nicht zu vergessen, dass die Weimarer
Verfassung auch deshalb so heißt, weil die Nationalversammlung 1919 aufgrund
bürgerkriegsähnlicher Unruhen in Berlin damals nach Weimar flüchten musste
und im Nationaltheater tagte. Nach meiner Rückkehr aus Buchenwald holte ich dann
meinen Freund Günther am Bahnhof ab und nach einem kurzen Zwischenstopp im Hotel
ging es dann zu einem gemütlichen Bierchen in die Innenstadt.
7. Tag:
Weimar-Eisenach-Gerstungen (Zug) - Bad Salzungen 47 km
Am
nächsten Morgen erfolgte die Park- und Stadtbesichtigung, bevor wir dann gegen
Mittag mit dem Zug zurück nach Eisenach fuhren, da ich keine Lust hatte,
die Strecke Eisenach - Weimar bzw. umgekehrt zweimal zu radeln. In Eisenach
selbst legten wir eine Zwangspause ein, da mir ein örtlicher Fahrradhändler
meine gebrochene Speiche reparieren sollte. Nach der Kaffeepause mussten wir dann
feststellen, daß mit der Reparatur trotz entsprechender Zusage noch nicht einmal
begonnen worden war.
Hier herrschte wohl noch etwas DDR-Restmentalität. Also wieder zurück in die
Innenstadt und Kaffee getrunken.
Das Fahrrad erhielten wir dann erst am späten
Nachmittag,
sodass wir beschlossen, nochmal einen "Zugsprung" bis Gerstungen an der Werra
zumachen. Wir fuhren nun eine Weile durch das Land der ehemaligen Kalibergwerke.
Zu DDR-Zeiten waren die Werra und infolgedessen auch die Weser die reinsten
Salzflüsse, da es die DDR nicht so mit dem Umweltschutz hatte und die Brühe ja
ins "kapitalistische Ausland" floss. Nach der Wende erledigte sich das Problem
dadurch, dass die Bergwerke als überflüssige Kapazitäten ziemlich schnell
dichtgemacht wurden. Die Abraumhalden leuchten heute noch in der Landschaft und
gefährden weiter das Grundwasser.
In Bad Salzungen angekommen suchten und fanden wir eine Bleibe, wobei von
Bad im klassischen Sinn nicht viel zu sehen war. Man merkte hier doch, das die
DDR-Badeorte nicht mit bundesrepublikanischen Badeorten zu vergleichen waren und
angesichts allgemein zurückgehender Kuren wohl auch kaum eine Chance haben, hier
noch viel aufzuholen.
Das Örtchen wirkte etwas trist bzw. gemütlich verschlafen.
8. Tag: Bad Salzungen -
Wasungen (Zug) - Meiningen 30 km
Am nächsten Tag war nach ca. 30 km Schluss mit
Radeln. Auf dieser Tour hatte ich die A-Karte gezogen. Erst die gebrochene
Speiche bei Weimar und dann bei Wasungen eine abgebrochene Tretkurbel. Da
es in Wasungen keine Reparaturmöglichkeit gab, aber einen Bahnhof, stiegen wir
in den Zug und fuhren bis Meiningen. Immerhin gab es einen
Bahnhof. Generell läßt sich sagen, dass es auf dem Gebiet der ehemaligen DDR
noch relativ viele Bahnstrecken gibt, die in der Alt-BRD schon längst
stillgelegt worden wären.
Für Radreisende natürlich toll, wie ich vier
Jahre später anläßlich eines Urlaubs im Thüringer Wald feststellen konnte.
In Meiningen legten wir im dortigen Freibad, bestens mit dem Soli
modernisiert, eine gemütliche Badepause ein und ließen mein Rad reparieren,
wobei sich dieser Fahrradhändler im Gegensatz zu seinem Kollegen in Eisenach
durch einen freundlichen und prompten Service auszeichnete. Sehr schön war auch
das Lokal, in dem wir zu Abend aßen. Es hatte eine nette und individuelle
Atmosphäre. Die jungen Betreiber waren sehr engagiert. Meiningen gehört im
Übrigen wieder zu den nach der Wende schön restaurierten Städten.
Meiningen Schloß
9. Tag: Meiningen -
Siegmundsburg 69 km
Von Meiningen (287) ging es entlang der Werra über Hildburghausen
zunächst weiter nur unmerklich nach oben, etwa bis Eisfeld (440). Die Stadt liegt
unmittelbar am Fuß des Thüringer Waldes und nun ging der Werraradweg zur Quelle
(800) hoch in die Nähe von Siegmundsburg am Rennsteig doch kräftig nach
oben. Zu erwähnen ist, das die Werra
offiziell zwei Quellen hat, nämlich eine bei Siegmundsburg und die andere bei
Fehrenbach am Eselsberg, etwa sieben Kilometer von der anderen Quelle entfernt.
An der Quelle durfte das offizielle "Siegerfoto" natürlich nicht fehlen.
In Siegmundsburg fanden wir dann ein gemütliches Landgasthaus, welches sich u. a.
durch eine große Freiluftmodelleisenbahnanlage auszeichnete, ein Hobby des
Besitzers.
Hildburghausen Dino
Werraquelle
Noch schöner aber war, dass die Wirtsfamilie einen eigentlich privaten
Grillabend hatte, uns hierzu einlud und dafür einen wirklich nur symbolischen
Unkostenbeitrag verlangte. Wer weiß, wie lecker echte Thüringer Bratwürste
schmecken, wird verstehen, daß ich an diesem Abend weitere "Souvenirpfunde"
sammelte.
10. Tag: Siegmundsburg -
Kronach 63 km
Am nächsten folgte zunächst die
Belohnung für die Kraxelei des Vortags, nämlich die rasante Talfahrt durch den Thüringer
Wald hinunter Richtung Sonneberg. Hier hieß es Abschied nehmen von meinem
Mitradler Günther, denn sein Kurzurlaub endete und er musste wieder nach Hause. Die Urschwaben sind halt ein altes Schaffervolk!
Sonneberg war einmal das Zentrum der DDR-Spielzeugindustrie und lag bzw.
liegt direkt an der Grenze zu Bayern, also früher der Bundesrepublik. Wie allen
Grenzstädten egal ob West oder Ost, ist ihm durch den Eisernen Vorhang ziemlich
die Luft abgeschnürt worden und im Fall Sonnebergs hat die Öffnung der Grenze
nicht alllzuviel geholfen. Spielzeugindustrie gibt es fast keine mehr und die
Stadt bot ein städtebauliches Kontrastprogramm, nämlich eine sehr moderne,
fast schon unpassende Mitte und etwas entfernt vom Zentrum noch alte
DDR-Tristesse. Beim Überqueren der nunmehr nur noch Bundesländergrenze passiert
man eine Stelle, an der die DDR nach der Flucht eines kompletten Dorfs bzw.
deren Bewohner später das ganze Dorf plattgemacht hat.
Ich habe als kleiner Junge in Lichtenfels in Oberfranken gelebt, keine 25 km von
der Zonengrenze, wie das damals hieß, entfernt. Für mich war das, insbesondere
auch während meines Urlaubs im Thüringer Wald vier Jahre später, immer noch ein
absolut irres Gefühl, ständig kreuz und quer über die ehemals hermetische dichte
und für "Republikflüchtlinge" oft tödliche Grenze zu radeln. Wenn man die
heutigen Probleme so sieht, kann man sich fast gar nicht mehr vorstellen, dass
es auch mal Jahre gab, in denen es Freude machte, Nachrichten
zu sehen.
Nach einigen weiteren, landschaftlich sehr schönen Kilometern durch die
westlichen Ausläufer des Thüringer Walds bzw. den sich unmittelbar
anschließenden Frankenwald, kam ich schlussendlich in Kronach an, einer
sehr schönen fränkischen Stadt
mit mittelalterlichem Stadtkern und einer
imposanten Burg, der Festung Rosenberg, in der sich auch die Jugend-herberge befindet.
Da am Abend bei schönstem Sommerwetter auch noch eine Shakespearaufführung auf der
Freilichtbühne vor der Burg stattfand, war das wirklich wieder ein gelungener
Radler- und Ferientag.
Die Burg habe ich natürlich auch noch besichtigt. Kann man nur empfehlen! Ist
für jeden Burgenliebhaber ein absolutes Muß! Sie sollte übrigens sogar mal
abgerissen (!!!!) werden. Dem kam die Stadt Kronach zuvor, indem Sie das Gemäuer
kurzerhand kaufte.
Ach ja, und das fränkische Abendessen hat auch hervorragend gemundet!
Festung Rosenberg
11. Tag: Kronach -
Bayreuth 74 km
Lichtenfels liegt nicht weit von Kronach
entfernt. In der dortigen Gegend überfallen mich immer extreme Heimatgefühle,
seltsamer Weise erst, seit ich mich im fortgeschritteneren Alter befinde. In
Kronach waren wir früher immer auf dem dortigen Volksfest, "Freischießen"
genannt. Dort gab es immer die größeren und schöneren Fahrgeschäfte als auf dem Lichtenfelser Schützenfest.
Jedenfalls ging es am nächsten Tag quer durch die oberfränkische Landschaft
über Kirchleus und Lösau zunächst nach Kulmbach, die Stadt
des Bieres und mit der imposanten Plassenburg und weiter den weißen Main
entlang über Ködnitz und Himmelkron bis Bad Berneck im
Fichtelgebirge. Hier hatte ich auch mal gewohnt und ging in Bayreuth auf´s
Gymnasium. Die Wagnerstadt war denn auch das Tagesziel diese Teils meiner Nostalgiefahrradtour.
Nachdem ich mir ein gemütliches Hotel am Rand der Innenstadt gesucht hatte, war
abends der obligatorische Stadt- und Kneipen-bummel angesagt.
12. Tag: Bayreuth
Am nächsten Morgen gab´s erst mal ein Wiedersehen mit meinem inzwischen auch
schon etwas betagteren Doktorvater und es wurde über alte Augsburger und jüngere
Bayreuther Zeiten geplauscht. Eine Besuch meines alten Gymnasiums durfte auch
nicht fehlen. Beeindruckend war, das selbst Laubbäume in immerhin 43 Jahren doch
ganz enorm wachsen können. Jedenfalls hatte ich den Blick auf das Hauptgebäude
der Schule deutlich freier in Erinnerung. Ein Besuch des Wagnermuseums in der
Villa Wahnfried war auch sehr
interessant.
Richard Wagner war fast sein
ganzes Leben auf der Flucht vor seinen Gläubigern und gerettet hat ihn erst
Ludwig II Bad Berneck
von Bayern. Eine nachmittägliche Badepause im Kreuzsteinbad war gerade das Richtige
und abends ging es zurück ins Hotel und den dortigen Biergarten
Graf-Münster-Gymnasium Bayreuth Neues Schloß Bayreuth
13. Tag: Bayreuth -
Hersbruck 88 km
Um vom Tal des Roten Mains ins Pegnitztal zu kommen, verläßt
man Bayreuth, fährt bis Creußen und kraxelt dann östlich der B 2 via Haidhof und Preunersfeld über den Berg, um schließlich in
Pegnitz an der Pegnitzquelle herauszukommen. Man kann natürlich auch einfach
die B 2 entlangfahren, aber das ist nicht so prickelnd. Pegnitz selbst ist wie
die meisten fränkischen Städtchen ein hübscher Ort und war ideal für die
Mittagspause. Die Pegnitz bricht dann auf Ihrem Weg nach Nürnberg zwischen
Neuhaus und Hersbruck durch die fränkische Schweiz und ist für mich
eine der schönsten Flußtal-landschaften,
die ich kenne.
In Hersbruck angekommen fand ich ein nettes Hotel und das Abendessen im
Biergarten hat wieder hervorragend geschmeckt.
Burg Veldenstein
14. Tag: Hersbruck -
Nürnberg 37 km
Die restliche Strecke bis Nürnberg am nächsten Tag war
nicht mehr der Rede wert. Mein Hotel direkt hinter der Stadtmauer, Zum
Schwänlein, fand ich auch schnell wieder und ich quartierte mich dort für zwei
Tage ein. Nürnberg kenne ich von vielen früheren Besuchen, d.h. die sehr schöne
Altstadt und die prachtvolle Burg waren bekannt.
Es stellte sich also die Frage,
was tun. Ich beschloss dann, nochmals in unsere jüngere Geschichte einzusteigen,
mir also quasi passend zu Weimar und Buchenwald Nürnberg als ehemalige Stadt der
Reichsparteitage anzusehen. Der Komplex mit dem ehemaligen
Reichsparteitagsgelände der NSDAP ist zu großen Teilen noch erhalten, wenngleich
die Nürnberger dieses Thema wohl gern etwas in den Hintergrund schieben. Im
wesentlichen existiert noch der Rest einer gigantischen, gepflasterten
Auf-marschstraße, auf dem heute der Plärrer, das Nürnberger Volksfest stattfindet
sowie die von Speer gebaute Zeppelintribüne und die unvollendete Kongresshalle,
in der sich das Dokumentationszentrum zur Geschichte des
Reichsparteitagsgeländes befindet. Die Ausstellung ist bewußt düster gehalten
und dokumentiert die Geschichte des Drittens Reichs generell und Nürnbergs in
dieser Zeit im Besonderen. Passend zum Ort ging verdunkelte sich am Nachmittag
der Himmel und es ging ein schweres Gewitter nieder.
Nürnberg Zeppelintribüne Nürnberg Kongresshalle Nürnberg Kaiserburg
Am nächsten Morgen ging es dann zum Hauptbahnhof und zurück nach Hause und dass
war meine Sommertoutour 2009.
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